Mensch & Maschine

So kommt der Opa ins Paradies

Sie heissen Pini, Simi, Tim oder Til und leben im Paradies, auf einer 3-D-Insel mitten im virtuellen Ozean. Geschaffen hat sie allesamt die 8-jährige Pina, die das Spiel «Tomodachi Life» für uns auf Herz und Nieren prüft: «Du musst schreiben, es sei mega», lautet ihr Fazit nach einer sehr intensiven, mehr­wöchigen Testphase.

Cool findet sie, dass sie jedes Mii, so heissen die Inselbewohner, von Kopf bis Fuss mit ihrem Touch-Stift zusammenbauen und dabei Haut und Haare, Geschlecht und Augenfarbe usw. auswählen kann. Sogar Charaktereigenschaften und Stimm­lagen darf sie im Nintendo-Spiel verteilen, und natürlich bekommt die Kreatur auch einen Namen. So findet fast unbewusst Pinas realer Mikrokosmos im Spiel sein Abbild und Miis, die an Freundinnen und Freunde, Eltern und Nachbarn erinnern, bevölkern zunehmend ihr Paradies. Wenn dann eines, das Opa ähnelt, mit hoher ­Roboterstimme sagt: «Ich fühle mich zu Simi und Sarah hingezogen. Wem soll ich mich ­offenbaren?», muss man einfach lachen.

Nicht lustig hingegen findet das Pina. Denn ihr grösster Herzenswunsch ist ein Mii-Baby. Dazu müssen zwei Miis erst erwachsen werden, sich ineinander verlieben und – jawoll, heiraten (Homo­sexualität ist im Paradies übrigens inexistent). Doch mit der Liebe ist das so eine Sache: Wie im rich­tigen Leben lässt sich nicht steuern, wo sie hinfällt.

Das ist typisch für das grafisch eher bescheidene Game, das auf Japanisch «Freund» bedeutet. Der Spieler kann für jedes Mii Kleidungsstücke wählen, es singen lassen, und er soll es möglichst mit Lieblingsspeisen nähren. (Ziel ist der Satz: «Das fand sie/er echt lecker.») Aber anders als bei den berühmten Sims lässt sich kein Einfluss nehmen auf die Interaktion der Wichte. Sie bestimmen ihren Umgang selbst. Das ist etwas schade und macht Tomodachi für Erwachsene relativ schnell eintönig.

Kindern hingegen reicht das: die Kreaturen umsorgen, ihnen jeden Wunsch erfüllen und schauen wie sie gedeihen. Besonders Mädchen scheinen darin aufzugehen. Während Knaben in Videospielen sich autorasend messen, perfektionieren Mädchen spielend die Grundprinzipien das Frauseins. Mit unglaublicher Leidenschaft. Seufz. Simone Luchetta

«Tomodachi Life», ab Lesealter (Pegi 3+) für Nintendo 3DS, ab 50 Fr.