Kleiner Sensor-Riese

Das brandneue NX100 ist Samsungs dritte Systemkamera. Die erst zwei Jahre alte Kameragattung zeichnet sich dadurch aus, dass sie im Gegensatz zur Spiegelreflex (SLR) auf einen Spiegelkasten verzichtet und so kleiner gebaut werden kann; trotzdem lassen sich die Objektive wechseln. Im Innern steckt ein vergleichsweise grosser Bildsensor, wie ihn die Hersteller in ihren SLRs verwenden; bei Panasonic und Olympus im Micro-Four-Third-, bei Sony oder Samsung im etwas grösseren APS-C-Format.

Im Gegensatz zur Vorgängerin NX10, die noch deutlich die Züge einer Spiegelreflex-Kamera trägt, spielt die NX100 die Vorteile der spiegellosen Bauweise voll aus. Sie ist modern geformt und kaum grösser als eine Kompaktkamera. Während die technische Ausstattung mit 14 Megapixeln Auflösung und stromsparendem Amoled-Bildschirm Bekanntes bietet, ist das Bedienkonzept ganz neu.
Über den sogenannten i-Funktionsknopf am Objektiv lassen sich Einstellungen wie Weissabgleich, Blende, Verschlusszeit, ISO-Wert und Belichtungkorrektur direkt einstellen, ohne dass man das Auge vom Motiv nehmen muss. Durch Drücken auf den Knopf öffnet sich am Bildschirm eine Funktion, nochmaliges Drücken blättert zur nächsten. Mit dem Einstellring am Objektiv wählt man schliesslich den gewünschten Wert. Das hat sich im Test als praktisch erwiesen. Man spart Zeit und sieht am Display in Echtzeit, wie sich der gewählte Wert auswirkt.
Die Qualität der Fotos ist tadellos. Besonders das 50-200-mm-Zoom vermochte mit scharfen, detailreichen und hervorragend belichteten Schnappschüssen zu überzeugen. Das lichtstarke Weitwinkel-Objektiv spielte seine Stärken in der Dämmerung aus.
Im Vergleich zu andern Systemkameras löst die NX100 recht schnell aus; auch der Autofokus arbeitet verhältnismässig speditiv. Allerdings kommt auch sie nicht ans Arbeitstempo einer SLR heran - das sind immer noch Welten. Leider fehlt ein elektronischer Sucher; man kann ihn optional dazukaufen. Ein Sucher wäre besonders für das Fotografieren mit dem grossen 50-200-mm-Objektiv sinnvoll, da das Gewicht, das man mit ausgestreckten Armen zu halten hat, doch beträchtlich ist. Die NX100 ist ab Mitte Oktober mit dem 20-50-mm-Objektiv für 750 Franken erhältlich.

 

erschienen in der SonntagsZeitung, 26.09.2010