© SonntagsZeitung, 19.9.2010

Nokia und HTC kommen mit neuen Smartphones auf den Markt – allerdings mit verschiedenen Erfolgsaussichten

Vor dem Gebäude, in dem der Handyhersteller HTC diese Woche in London seine neuen Produkte vorstellen wollte, «demonstrierten» von Nokia angeheuerte Leute mit roten Ballons für Nokias Ovi Map. Es schien, als hätte es den Finnen nicht gefallen, dass Konkurrent HTC parallel zur Nokia World, der jährlichen Hausmesse an der Themse, zur Pressekonferenz geladen hatte.

Erstmals teilten die Nokia-Manager auf der Bühne auch verbale Seitenhiebe gegen Mitbewerber Apple aus. Merkwürdig war auch, dass MeeGo, das von Nokia und Intel entwickelte, Linux-basierte Betriebssystem, das künftig auf den Nokia Smartphones portiert werden soll, während der ganzen Konferenz kein Thema war. Stattdessen stellte man die vier ersten Geräte mit dem neuen Symbian 3 vor, die – zumindest auf den ersten Blick – nicht viel wirklich Neues erhoffen lassen.

Im Mittelpunkt stand das schon länger bekannte N8 mit 4-Zoll-Touchscreen (siehe SonntagsZeitung vom 27. 6. 2010), das noch immer nicht in den Läden ist. Es ist mit aller Technik vollgestopft, die man sich von einem Smartphone heute wünschen kann; besonders stolz ist man auf die integrierte 12-Megapixel-Kamera.

Als neues Flaggschiff für Geschäftskunden wird das Nokia E7 ins Rennen geschickt. Es sieht gleich aus wie das N8, verfügt aber zusätzlich über eine Qwertz-Tastatur. Eher Durchschnittsgeräte sind die beiden anderen Neulinge Nokia C6 und C7. Alle Modelle sollen noch in diesem Jahr erhältlich sein.

So gut die Hardware auch sein mag, Nokias haben zwei Schwächen: Die Bedienung ist trotz Symbian 3 vergleichsweise umständlich. Und Apps müssen im Ovi-Store bezogen werden, wo die Auswahl mit 20 000 Apps nach wie vor gering ist. Zum Vergleich: Im App-Store von Apple stehen 250 000 und im Android-Market 100 000 Programme zur Verfügung. Apps sind heute der Schlüssel zum Erfolg eines Smartphones, nicht dessen Hardware.

HTC vermochte mit den zwei gezeigten Android-2.2-Geräten mehr zu überzeugen. Das neue Highlight Desire HD verfügt über einen enorm grossen 4,3 Zoll berührungsempfindlichen Bildschirm, der ideal für den Multimediakonsum ist. Das HTC Desire Z ist ein Schiebehandy, das ebenfalls über eine Tastatur verfügt. Beide neuen Modelle starten innerhalb von erstaunlichen zehn Sekunden. Sie werden ab Oktober im Handel sein, das HTC Desire HD für 900 Franken, das Desire Z für 820 Franken.

HTC will mit der überarbeiteten Benutzeroberfläche HTC Sense das Leben des Smartphone-Nutzers erleichtern. Auf den ersten Blick sind es lauter Kleinigkeiten, aber in der Summe dürften sie die Telefonnutzung deutlich einfacher machen.